Festessen

Zum Jahresende wurden natürlich im Kreise der Liebsten ein paar ordentliche Flaschen geöffnet. Dieses Jahr war es eine wirklich wilde Mischung, die für viel Begeisterung bei der Familie und Freunden sorgte. Kunlinarischer Höhepunkt war ein echter Kapaun, der von unserem Freund Pierre Clavel als kleines Weihnachtspräsent kam.

2002 Philipponnat „Clos des Goisses“ Das ist großes Champagner-Kino! Tiefgründiger, komplexer und herrlich fruchtiger Duft. Steinobst, Honig, getoastetes Brot, Brioche und reichlich Mineralien. Feinste Perlage, intensive, ja fast kraftvoll ausgelegte Frucht; wiederum Honig und vor allem Mineralien. Es ist auch hier dieser beeindruckende mineralische Kick, der diesem Champagner aus großem Jahrgang zu seiner überragenden Klasse verhilft. Enorm lang und komplex, dabei frisch und fast süß in seiner rassigen Frucht. Da werde selbst ich, der jahrelang um Champagner einen Bogen gemacht habe, zum Süchtigen. 96 Punkte

zum Kapaun musste es natürlich Wein von Pierr Clavel sein, also wurden zwei reife Jahrgänge seines „Copa Santa“ geköpft und standesgemäß dekantiert.

1996 Pierre Clavel „Copa Santa“ nicht unbedingt der größte Jahrgang im Languedoc, und doch präsentierte sich der 1996er Copa Santa als Erwachsenenwein voll Finesse und Reife. Leder, Garrigue, Provencekräuter, reife Pflaumen, Brombeermarmelade. Feinkörnige Tannine verschmelzen mit der reifen Frucht zu einem burgundischen Weinerlebnis, das eindrucksvoll zeigt, dass auch das Languedoc lagerfähige Weine präsentieren kann.  Keine Bombe, aber ein auf den Punkt gereifter Rotwein, der in der Karaffe sich gut entwickelte. 91 Punkte

1998 Pierre Clavel „Copa Santa“ In der Farbe schon dichter und konzentrierter als der 96er. 1998 war halt schon ein anderes Kaliber. Reife, süß-würzige Nase, Brombeere, Pflaume, Bitterschokolade, ein Hauch Tabak und provencalische Kräuter. Reif, süß und dicht am Gaumen, saftig, frisch und mit feinkörnigen Tanninen, die sich der Frucht unterordnen. Lebendig Säure, die für Frische sorgt und der reifen Frucht Paroli bietet, so dass er komplex am Gaumen klebt. Feiner mineralischer Druck, im Vordergrund steht aber eindeutig die sexy Frucht. Kann sicher noch 2-3 Jahre legern, hat aber jetzt sicher schon seinen Höhepunkt erreicht. 93 Punkte

1989 Domaine de Fonsalette – Syrah Die Flasche musste weg, war der Korken doch nicht ganz in Ordnung, so dass die Flasche etwas „suppte“. Tiefdunkle Farbe, enorm dicht – der Wein ist schließlich 23 Jahre alt! Aber keine Spur von Altersnoten, im Gegenteil, die Frucht ist noch jugendlich und irrsinnig konzentriert und komplex. Schwarzkirsche, Cassis, Brombeeren, kühles Gestein, Valrhonaschokolade, Kräuter, schwarze Oliven etc….Immer wieder ist es auch für einen abgebrühten Weinhändler, der schon alles im Glas hatte, ein bewegender Moment, einen Wein von Jacques Reynaud oder seinem Neffen Emanuel trinken zu dürfen, sind diese Weine doch a.) sehr selten und b.) von einer zeitlosen Schönheit wie nur ganz wenige auf der Welt. Ein großer bewegender Moment, selbst für mich, der sich aber gerne als großer Fan der Reynaudschen-Weine outet. Es muss ja nicht immer gleich Fonsalette oder Rayas sein, Côtes du Rhône von Château des Tours, Emanuel Wohnsitz, ist auch immer ein echter Genuss – und das zu einem deutlich niedrigeren Preis. 95 Punkte

1990 Clos Saint Jean  Châteauneuf-du-Pape Das waren noch Zeiten, als es in Châteauneuf üblich war, nur einen Wein in die Flasche zu bringen! 1990 gab es noch keinen „Deus Ex Machina“ oder „Combe des Fous“, Vater Maurel hatte noch die Zügel in der Hand und machte seinen Wein ohne Hilfe von Philippe Cambie, dem Mastermind hinter dem sagenhaften Aufstieg von Clos Saint Jean. Der 1990er ist ein großer, klassischer Châteauneuf der alten Schule voll tiefer Frucht und reichlich Power, herrlicher Old-Stile, wie man ihn heute nicht mehr so oft ins Glas akriegt. Satt, warm und lang wie ein Tarantino-Film. Auf den Punkt gereift, aber sicher noch den Atem für weitere 4-5 Jahre, oder mehr. Große Handwerkskunst ohne Allüren, sicher der größte Wein, den wir Weihnachten geknackt haben. Macht feuchte Augen! 97 Punkte

Domaine Lafage – Roussillonweine vom Feinsten – und bezahlbar!

Domaine Lafage – Sternstunden im Roussillon!

Jean-Marc Lafage ist ein echter Tausendsassa. Nicht genug, dass er auf seiner Domaine vor den Toren Perpignans einige der besten – und preiswertesten! – Weine des Roussillons in die Flasche bringt, er berät auch Weingüter in Spanien und Frankreichs, die durch seine große Sachkenntnis ihre Qualität haben deutlich steigern können.

Interessant bei Lafage sind vor allem bezahlbaren Weine, die mit hoher Qualität glänzen und auch in vernünftigen Mengen auf den Markt kommen. Mini-Auflagen sind nicht Jean-Marcs Ding. Damit unterscheidet er sich von etlichen Weingütern im Roussillon, die mit Boutique-Weinen zu unrealistischen Preisen vielleicht in schicken Weinbars glänzen können, den bodenständigen, aber durchaus anspruchsvollen Weintrinker nicht blenden können.

Zwei Weine ragen aus der Lafage-Kollektion heraus: „Nicolas“, ein reinsortiger Grenache Noire von alten Reben und „Centenaire“, eine großartige Cuvée aus 80 % Grenache Blanc und 20 % Roussanne, die dazu beigetragen hat, dass ich meine distanzierte Haltung zu Weißweinen des Südens überdenken muss!

Domaine Lafage „Centenaire“ Grenache Blanc

Die Fakten: Wein aus 100-jährigen Grenache-Weinbergen mit Ausrichtung zum Mittelmeer, gekühlt von einem ständigen Seewind. Ausbau zu 30 % in neuen Barriques und 70 % im Edelstahl. Der Wein: Intensiver Duft, fulminante

Mischung aus fruchtigen Noten wie Orangenschale, Melone, Pfirsich, Blüten und einer kühlen Mineralität, die sonst nur große Burgunder besitzen. Saftige, herrlich frische Frucht mit wiederum stark ausgeprägter Mineralität; reif und cremig am Gaumen, herrlich frisch im langen Abgang. Bei jedem Schluck schmeckt man die Nähe zum Meer mit seinen trockenen Winden und die kargen Böden des Roussillon, die so grandiose Qualitäten wie „Centenaire“ liefern können. Mit „Centenaire“ hat Jean-Marc Lafage einen sensationellen Wein in die Flasche gebracht, der sich mühelos mit weitaus teureren Weinen aus Burgund oder der nördlichen Rhône messen kann.

91 Punkte

 

Domaine Lafage „Nicolas“ Grenache „Vieilles Vignes“

Fast 100 Jahre alte Reben, die zu großem Teil auf Schieferböden stehen, bilden das Fundament für einen sagenhaften Grenache-Wein, der den Vergleich mit großen Gewächsen der südlichen Rhône nicht zu scheuen braucht. „Nicolas“, benannt nach Jean-Marcs und Elianes Sohn, ist Grenache wie aus dem Bilderbuch: Satter Duft nach reifen Kirschen, Kirschlikör, Waldbeeren, Provencekräutern und tasmanischem Pfeffer. Wunderbar reife Frucht mit wiederum intensiven Kirschnoten, dazu Cassis und Bitterschokolade; am Gaumen von seidiger Eleganz und mineralisch-frisch wie ein großer Châteauneuf-du-Pape. Noble Frucht mit üppiger Reife und toller Frische im Finish. Sensationeller Wein, der Kraft, Komplexität, Frische und Eleganz wie selbstverständlich unter einen Hut bringt.

92 Punkte

Côtes du Rhône – Luxus, den man sich leisten kann

Kaum ein anderes Anbaugebiet bietet eine derart große Fülle an hochwertigen und trotzdem bezahlbaren Weinen wie die südliche Rhône. In traumhaft schöner Landschaft, rund um den majestätischen Mont Ventoux, hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Gab es früher nur wenige etablierte Betriebe, die auch international von Bedeutung waren, so hat sich die Situation gerade in den letzten 10 Jahren dramatisch verändert. Junge, engagierte und gut ausgebildete Winzer sind auf die Bühne geprescht und haben mit großartigen Weinen die Szene aufgemischt.  Blutjunge Winzer wie Romain Roche aus Cairanne, dessen Urgroßvater in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Genossenschaft in Cairanne gegründet hatte, bringen überragende Weine in die Flasche, die unfassbare Qualität zu unverschämt niedrigen Preis bieten.  Große Winzerfamilien wie die Perrins (Beaucastel) erweitern ihr Spektrum mit Weinbergen in Vinsobres, Vacqueyras und weiteren Gemeinden  des Anbaugebietes der südlichen Côtes du Rhône.  Natürlich gibt es auch die Weltklasseweine aus Châteauneuf-du-Pape, die wie keine anderen an Reputation zugelegt haben, eine drastisch gestiegen Nachfrage weltweit inklusive. Einige der besten Käufe für Rhône-Enthusiasten finden sich jedoch außerhalb des prestigeträchtigen Ortes Châteauneuf-du-Pape. Nur wenige Kilometer entfernt, auf Weinbergen mit bestem Terroir und reichlich alten Reben, erzeugen einige der Spitzenwinzer dieser wunderschönen Region Weine von großartiger Qualität, die oft besser sind, als die Weine aus der alten Papstenklave.

2010 Domaine Roche   Cairanne – Côtes du Rhône Villages Romain Roche hat von seinem Vater einige der besten Parzellen mit sehr alten Reben in Cairanne erhalten, wo er einen phantastischen Wein erzeugt. Romain lässt sich von Philippe „Big Man“ Cambie beraten, dem großen Önologen und Grenache-Spezialisten, der wie kein zweiter die Weinberge der südlichen Rhône kennt. Der 2010er ist Romains zweiter Jahrgang. Tiefdunkel, fast schwarz; berauschender Duft nach dunklen Waldbeeren, Kirsche, Pflaume, Kräuter und Oliven; das komplette Provenceprogramm im Glas! Süße, konzentrierte Frucht, unterlegt von frischen Tanninen und einem knalligen mineralischen Druck, der für erstaunliche Länge sorgt. Großartiger Wein und in der 10 Euro-Klasse kaum zu toppen!  92 Punkte  

 

2010 Domaine Roche „Les Bousquettes“  Cairanne – Côtes du Rhône Villages Romain Roches  „Les Bousquettes“ stammt von einer 120 Jahre alten Parzelle, der angeblich ältesten in Cairanne. 85 % Grenache und 15 % Carignan; tiefdunkel, aber  einen Hauch heller als der „einfache“ Cairanne. Im Duft noch verhalten; dunkle Beeren, Trüffel, Unterholz, Bitterschokolade, leicht rauchig; dicht und kompakt, süß und rassig, entwickelt enormen Druck am Gaumen, braucht aber sicher noch Zeit so kurz nach der Füllung. Druckvoll mineralisch am Gaumen, knackige Tannine, die für Struktur und Länge sorgen. Großes Potential. 94 Punkte  

 

2010 Le Clos du Caillou  „Bouquet des Garrigues“ Côtes du Rhône Sylvie Vacherons „Bouquet des Garrigues“ ist seit langem einer meiner Lieblingsweine der gesamten Region. Der Luxus-Côtes du Rhône von Clos du Caillou ist besser als viele Châteauneufs, stammt wie andere Weine seiner Klasse (Janasse, Beaucastel, Cristia etc.) von Weinbergen nördlich von Courthézon, nur einen Katzensprung entfernt von der alten Römerstadt Orange. Süße, puristische Grenache-Nase; Kirschlilör, Garrigue, Oliven; reife, herzhafte Frucht mit feinkörnigen Tanninen und einer für den Jahrgang 2010 so typischen mineralischen Frische; rassig und lebendig, mit feinsüßem Abgang und knackigem Biss. Bei aller Fülle auch finessenreich und sogar ein wenig kühl. 91 Punkte

 

2010 Domaine de La Janasse „Terre d´Argile“  Côtes du Rhône Villages  Die Geschwister Isabelle und Christophe Sabon haben aus dem Familienbetrieb Janasse innerhalb von zehn Jahren eine Weltklasse-Domaine gemacht. Sie erzeugen nicht nur reihenweise 100-Punkte Châteauneufs, sondern auch absolut bezahlbare Vin de Pays und Côte du Rhônes, die Jahr für Jahr begeistern. Auch ihr „Terre d´Argile“ stammt von einem Weinberg nördlich von Courthézon, wo einige der besten Côtes du Rhônes wachsen. Sehr dunkel, fast schwarz; intensiver Duft, sofort als Janasse-typisch zu identifzieren. Schwarzkirsche, Garrigue, Oliven, Pfeffer, Bitterschokolade, Lorbeer und Provencekräuter; tolle Kombination aus reifer Frucht und kühler mineralischer Frische. Großartige Länge, tolle Finesse.  93 Punkte  

 

2010 Perrin „Peyre Blanche“ Cairanne  Côtes du Rhône Villages  Süß-würziger Kirsch-Veilchenduft, Garrigue, Bitterschokolade, Lorbeer, kühle Steine; reife, raffinierte Frucht, kühle Mineralität, rassige Tannine; frisch und lebendig am Gaumen, mit zarter Süße im Abgang. Kein Blockbuster-Côtes du Rhône, kombiniert eher Frucht und Finesse wie ein Burgunder; unaufgeregter, gut gemachter Wein der eleganten Art. 90 Punkte  

 

2010 Perrin  Vinsobres „Les Cornuds“  Die Familie Perrin hat vor ein paar Jahren exzellente Weinberge bei Vinsobres gekauft; ganz im „Norden der südlichen Rhône“, im Weiler „Les Cornuds“ stehen je zur Hälfte Grenache- und Syrahreben. Der daraus gewonnene Wein ist angenehm anders als die Kraftprotze aus dem wärmeren Flachland links und rechts der Rhône.  Im Duft kühl und nobel; Kirsche, Heidelbeere, Garrigue, Cassis und weißer Pfeffer; das Terroir von Vinsobres kommt gut zur Entfaltung. Reif, rassig und mineralisch am Gaumen, frisch und kirschig im Abgang. Ein Côtes du Rhône mit burgundischem Herzen.  90 Punkte

 

2010 Perrin  Vacqueyras „Les Christins“   8 Hektar der AOC Vacqueyras besitzen die Perrins bei Sarrians, einem eher unspektakulären Ort mit stark lehmhaltigen Böden, auf denen gehaltvolle, langlebige Weine wachsen. In der Nase Kirschlikör, Garrigue, Feige, Pfeffer und Schokolade; reife, gehaltvolle Frucht, wieder sehr kirschig, dazu Veilchen und Cassis. Kraftvoll am Gaumen, mit viel Süße und temperamentvollen Tanninen. Tolle Kombination aus reifer, tiefgründiger Grenache-Frucht und der feinen Syrah-Würze.  92 Punkte

Domaine Giraud – auf dem Weg zu den Sternen

Marie und François Giraud haben vor ein paar Jahren das Weingut von ihrem Vater Pierre übernommen. Erst 1998 hat Pierre, ein ehemaliger Rugbyspieler, seinen ersten Jahrgang in Eigenregie abgefüllt, vorher lieferte er die Trauben an Négociants. Waren die Weine in den ersten Jahren der „Selbstständigkeit“ eher brav und unauffällig, ging es dann aber dank der Unterstützung von Philippe Cambie als beratenden Önologen steil aufwärts. Die Jahrgänge seit 2007 sind spektakulär; vor allem 2009, 2010 und 2011 sind mit das Beste, was in Châteauneuf-du-Pape erzeugt worden ist. Hut ab vor Marie und François Giraud, die innerhalb weniger Jahre diese Familiendomaine zu einem der großen Stars dieser an Spitzenweingütern nicht gerade armen Region gemacht haben.

2011 Domaine Giraud „Les Grenaches de Sixte – Vieilles Vignes“
Von einer Parzelle mit 60 Jahre alten Grenache-Stöcken bei Lirac. Der erste Jahrgang. Eher unspektakuläre Farbe, nicht gerade sehr dunkel. Verhaltener Duft, ist ja gerade erst gefüllt worden; öffnet sich aber dann und glänzt mit Grenaches-Aromen wie aus dem Bilderbuch: Kirsche, Cassis, Unterholz, Champignons, weißer Pfeffer, schwarze Oliven. Am Gaumen noch in Lauerstellung; zwar mit reifer, sinnlicher Frucht, die hält sich aber ebenfalls erst mal zurück, öffnet sich dann aber mehr und mehr zu einem hocherotischen Grenache-Erlebnis mit facettenreicher Frucht und einem imposanten mineralischen Druck, den ich sonst nur von Châteauneufs der gehobenen Kategorie kenne. Reife Tannine, belebende Säure, fast zarte Frucht mit burgundischem Kern. Große Länge und Komplexität, überragend für einen Côtes du Rhône dieser Preisklasse. Würde Rayas auf dem Etikett stehen, ich würde es glauben! Steht aber nicht drauf, und auch der Preis unterscheidet sich deutlich von dieser Châteauneuf-Ikone: mit rund 12 € ist dieser Giraud-Wein ein echter Knüller!
91-92

2010 Domaine Giraud „Prémices“ Châteauneuf-du-Pape
„Prémices“ ist der Basis-Châteauneuf-du-Pape von Marie und François Giraud, auch als „Tradition“ auf dem Markt. Ihr 2010er ist typisch für diesen großen Jahrgang. Dichte, konzentrierte Farbe, tiefgründiger Duft mit allem, was die Provence so hergibt. Reife Beeren, Schwarzkirsche, Oliven, Garrigue, Lorbeer, Unterholz, Pfeffer und andere Gewürze. Dicht und herrlich reif am Gaumen, mit dem für 2010 so typischen mineralischen Druck und der großen Frische, die 2010 von den „molligen“ Jahrgängen 2007 oder 2009 unterscheidet. Komplex und reichhaltig am Gaumen, nicht fett oder schwülstig. Herrlich süß und pikant im Abgang, toll balanciert.
Für rund 20,00 € ein sensationeller Fang! Hut ab vor Marie und François Giraud, die hier zeigen, was sie drauf haben.
Q94+

Keine Angst vor Überraschungen!

bis auf ein paar schöne Tage über Pfingsten hat sich der Sommer in diesem Jahr höflich zurück gehalten. Da muss man schon froh sein, wenn es nicht regnet und die Temperaturen die Schallmauer von 20 Grad durchbrechen. Dann heißt es, eiligst den Grill zu zünden und mit ein paar Freunden ausgesuchte Fleischwaren vom Metzger meines Vertrauens – Herbert Müller aus Wattenscheid! – über heißer Glut zu garen. Statt Bier wird bei uns natürlich Wein zur knusprigen Wurst getrunken.  Es finden sich immer ein paar Flaschen, die „weg müssen“, oder einfach vergessen wurden in den unübersichtlichen Ecken meines Weinkellers. Erstaunliches kann da zu Tage kommen!

zum Start:

2000 Stefan Winter Pinot Noir Flaschengärung Sekt – Magnumflasche

der junge Stefan Winter gehört zu den jungen Wilden in Rheinhessen, seine Weine sind lupenrein, aromatisch und im besten Sinne preiswert.  Sein handgerüttelter Sekt aus dem Jahr 2000 war immer noch frisch und lebendig, mit feiner Perlung und einem lebendigen Geschmack. Auch mit Holundersirup (selbstgemacht!) und Limette ein vortrefflicher Apéritif.

90 Punkte

 

2010 Moulin de La Roque „Les Baumes“ Bandol Rosé – Magnumflasche

Rosé aus Bandol ist Kult an Frankreichs Mittelmeerküste! In jedem besseren Restaurant steht mindestens einer auf der Karte. Die Qualität ist eigentlich durchweg gut, selbst die Cooperative „Moulin de La Roque“ in Le Cadière d´Azur hat es drauf. „Les Baumes“ ist ein farblich typischer Bandol Rosé: eine Mischung aus Lachsrosa und trockener Orangenschale. Duft nach Erdbeere, Kirsche, Zitrus und nassen Steinen. Knackig-fruchtig am Gaumen, mit feinem Schmelz und mineralischem Kick im Abgang. Perfekt zur Curry Wurst.

88 Punkte

 

weiter ging es mit ein paar reifen Rotweinen:

1988 Château de Paraza „Cuvée Spéciale“ Minervois

seinerzeit hat diese Flasche um die 6,00 DM gekostet und ich habe eigentlich erwartet, dass ein Minervois aus dem Jahrgang 1988 längst seine beste Zeit hinter sich hätte. Weit gefehlt! Dieser 1988er war ein in Ehren gereifter Bursche, der immer noch Spaß machte und mit reifer Art bestens zum Barbecue schmeckte. Keine Angst also vor älteren Weinen, denen man nicht mehr viel zutraut. Überraschungen sind immer wieder möglich!

87 Punkte

1993  Domaine du Cayron   Gigondas

Michel Faraud war Insidern immer für kräftige, langlebige Weine bekannt. Sein Gigondas 1993 war wie ein gut abgehangenes Stück vom Rindviech.  Duft nach Garrigue, Kaffee, Pflaume, Graphit;  reife, gut abgehangene Frucht mit feinem Biss und „traditionellen“, noch nicht so glatt polierten Tanninen. Ausgewogen und herrlich morbide.

89 Punkte

1994 Pierre Clavel „La Copa Santa“ Languedoc

seinerzeit hat „Copa Santa“ 1994 im FEINSCHMECKER Syrah-Test etliche große und weitaus teurere Namen der nördlichen Rhône hinter sich gelassen und  den ersten Platz in dieser legendären Verkostung belegt. Dadurch sind Pierres Weine hierzulande erst bekannt geworden. Damals war es eine Sensation, heute weis man, dass Clavel-Weine zu den besten in Frankreichs Süden gehören. Der 1994er Copa Santa ist jetzt reif und sollte in den nächsten 2-3 Jahren getrunken werden, macht aber immer noch viel Spaß und passte ausgezeichnet zur Grillwurst.

90 Punkte

1983 Guigal  Côte Rôtie

Marcel Guigals  Côte Rôtie aus dem Jahrgang 1983 war ein högscht angenehmes Altweinerlebnis. Erstaunlich dichte Farbe, brauner Rand; Duft nach Kaffee, Kakao, Speck und Unterholz. Süße, in allen Ehren gereifte Frucht mit Noten von Waldboden und reifen Beeren. Malzbonbon und Balsamico, reife Tannine, die für angenehmen Biss sorgen. Erstaunlich für einen fast 30 Jahre alten, „einfachen“ Côte Rôtie aus diesem großen, seit Jahrzehnten exzellent geführten Betrieb.

90 Punkte

 

Bandol Teil II

A Star is born!

 

In Bandol gibt es zwei Winzergenossenschaften, die kurioserweise auch noch direkt nebeneinander liegen! Vor Jahren gab es da wohl Zoff unter den Genossen, was dazu führte, dass zwei selbständige, voneinander unabhängige Cooperativen gegründet wurden, die beide in La Cadière d´Azur, nur einen Katzensprung von der Autobahnausfahrt ansässig sind.

Die bessere ist ganz klar Moulin de La Roque, zu deren Mitgliedern seit Jahrzehnten die Familie De Salvo gehört, die über stattliche 35 Hektar Weinberge in besten Lagen verfügt.

Filius Robert liefert weiterhin die meisten Trauben in der Cooperative ab, die seiner Filetstücke verarbeitet er jedoch unter dem Namen Bastide de La Ciselette selbst.

2010 war sein erster Jahrgang und sofort wurde sein Bandol Rosé mit Auszeichnungen überschüttet: Goldmedaille in Paris und bester Rosé bei „Vinalis, wo französische Sommelliers die besten Weine des Landes küren  – kein schlechter Auftakt fürs Debüt!

Roberts Erzeugung ist klein, von seinem roten Bandol Jahrgang 2010 werden lediglich 3.000 Flaschen abgefüllt, um die sich jetzt schon die Restaurants der Provence reißen.

Neben dieser kleinen Menge an rotem und rosé Bandol bringt Robert aber auch zwei sehr preiswerte Landweine unter die Leute, die von Randlagen der Appellation mit jungen Reben stammen und deutlich günstiger als die Bandols sind.

Roberts Weingut Bastide de La Ciselette steht zwar ganz am Beginn der Entwicklung, gehört aber bereits jetzt, mit dem zweiten Jahrgang zu den ganz heißen Tipps der Region Bandol.

2011 Bastide de La Ciselette    Vin de Pays du Var Rosé

Was für ein köstlicher „kleiner“ Rosé! Ganz helles Lachsrosa, die typische Provencefarbe. Glasklarer Duft: Himbeere, Zitrus, Erdbeere, kühles Gestein, ein Hauch Minze. Herrlich frischer, fruchtiger Geschmack, angenehme Kühle, dadurch sehr erfrischend. Zarter mineralischer Touch, gut eingebundene Säure. Rosé wie aus dem Bilderbuch, besser als etliche Weine, die mit dem Namen Bandol protzen und deutlich teurer sind.

88 Punkte

2011 Bastide de La Ciselette    Vin de Pays du Var Rot

Sehr dunkel; offensiver Duft mit Noten von Heidelbeere, Himbeere, Kirsche, Provencekräutern. Frische, richtig leckere Frucht mit einer kühlen Note, die ihn zu einem Sommerrotwein par Excellence macht. Kann man leicht kühlen, so schmeckt er zur Grillparty perfekt.

Diese „kleinen“ Weine, die preiswerten und gleichzeitig niveauvollen Genuss bieten,  zeichnen große Winzer aus. Teuer kann schließlich jeder.

88 Punkte

2010 Bastide de La Ciselette  Bandol Rosé

Robert De Salvos Debütjahrgang ist einer der besten von mir jemals verkosteten Rosés.

Mit dem Namen Bandol  schmücken sich ja leider auch Weine, die nur wenig Freude verbreiten und preislich doch locker die 10-Euro-Marke überspringen.

Roberts Exemplar ist ein traumhafter Wein von heller Farbe, der einen Super-Duft besitzt.

Waldbeeren, Kirsche, englische Drops, Mandarine, Eisenkraut, Limette etc. Im Geschmack sensationell fruchtig, kühl und rassig; sehr mineralisch, da schmeckt man ganz einfach, dass die Reben auf erstklassigem Terrain stehen. Wer immer noch Rosé für ein belangloses Sommergetränk, sollte sich auf den Weg nach Le Brulat im Hinterland von Bandol machen und versuchen, ein paar Flaschen von diesem Göttertrunk besorgen.

Etwas Besseres zu einem sommerlichen Grillabend mit ein paar Lammkoteletts wird sich schwerlich finden lassen.

92 Punkte

2010 Bastide de La Ciselette  Bandol Rot – Fassprobe

Nur 3.000 Flaschen werden von Roberts rotem Bandol auf den Markt kommen. Ein einziges Fass von einem der besten Hersteller Frankreichs war gerade gut genug, um den Wein von den besten Parzellen mit den ältesten Reben reifen zu lassen.

Kein Bandol der herzhaft-würzigen Art, sondern ein hocheleganter, finessenreicher Rotwein, der fast burgundisch rassig über die Zunge läuft. Im Duft Waldbeeren, Kräuter, Graphit und etwas Edelholz. Süße, feinwürzige Frucht mit reichlich mineralischer Frische und seidigen, ja noblen Tanninen. Ausgewogen und lang. Voll auf Rasse und Eleganz ausgerichteter Bandol, der den Platzhirschen Konkurrenz machen wird.

92-93 Punkte

 

 

Bandol – Teil 1

Bandol – unbekannte Schönheit 

Der Küstenstrich zwischen der Millionenmetropole Marseille und Toulon mit den berühmten Buchten der Calanques und den Seebädern Cassis, Bandol und Sanary sur Mer gehört zu den landschaftlich schönsten Regionen Frankreichs. Auch hier wird natürlich Wein angebaut, der in den Restaurants der Küste von Einheimischen und Touristen fleißig konsumiert wird. Vor allem Rosé aus Bandol ist der letzte Schrei, jedes halbwegs vernünftige Lokal führt mindestens zwei oder drei dieser Köstlichkeiten auf der Weinkarte, gilt er doch bei vielen als bester Rosé Frankreichs.

Die Anbauflächen sind überschaubar; Cassis verfügt gerade einmal über 170 Hektar Reben, Bandol mit knapp 1.800 Hektar schon ein bisschen mehr. Die Weinberge der Appellation Bandol liegen hauptsächlich rund um die Gemeinden La Cadière d´Azur, Le Brulat und Le Castellet. Diese großartige Landschaft birgt einige der interessantesten Weine ganz Frankreichs, die leider in Deutschland viel zu wenig bekannt sind.

Das Maison du Vin in Bandol vertritt die namhaftesten Weingüter, dort kann man probieren und zum Weingutspreis einkaufen. Praktisch, kann man sich als Tourist doch so den Besuch auf den Weingütern sparen.

Das kommt für unsereins natürlich nur bedingt in Frage, liegen doch die besten Weingüter nah beieinander, so dass „Weingutshopping“ leicht zu bewältigen ist.

Neben dem besten Weingut, der Domaine Tempier, gibt es natürlich noch einige andere Spitzenerzeuger, die es mir angetan haben.

Domaine de La Tour du Bon

Agnès Hocquard ist eine der angenehmsten Personen der südfranzösischen Winzerszene. Sie hat La Tour du Bon vor ein paar Jahren von ihrem kürzlich verstorbenen Vater übernommen, der das Weingut nach dem zweiten Weltkrieg gegründet hatte.

La Tour du Bon liegt idyllisch auf einem kleinen Hochplateau mit Sicht auf die traumhaft schöne Landschaft und die umliegenden Weinberge.

La Tour du Bon gehört heute zu den Top Five in Bandol, Agnès hat auf biodynamischen Anbau ungestellt, um so den Charakter des Terroirs optimal entfalten zu können. La Tour du Bon-Weine sind keine Blockbuster, sondern Muster an Ausgewogenheit, Tiefe und Eleganz, lange haltbar und ein wunderbarer Kontrast zu den vielfach langweiligen Rotweinen der Provence.

2011 La Tour du Bon Bandol weiß

(85 % Clairette, 10 % Vermentino, 5 & Rolle) 7.April 2012

Ich bin kein großer Fan der südfranzösischen Weißweine, Agnès Hocquards Exemplar hat es mir aber angetan. Kurz nach der Füllung noch etwas verschlossen, mit zartem Duft (Blüten, Zitrus, Eisbonbon, Anis, Mineralien) und knackig-frischer Frucht. Vollkommen trocken, mit einem schwungvollen Mineralkick und feiner Säure. Angenehm kühl und aristokratisch. Passte perfekt zum geangelten Loup de Mer, der auf einem Bett aus wildem Fenchel, Knoblauch, Zitrone und Piment d´Espelette im Ofen garte.

89 Punkte

 

2011 La Tour du Bon  Bandol rosé  7.April 2012

(35 % Grenache, 25 % Mourvèdre, 30 % Cinsault, 10 % Clairette)

Helles Lachsrosa, ganz feine, dezente Nase: Orangenschale, Zitrus, Himbeere, Fenchel, Jod, kühle Steine, sogar Mandarine, wenn man ganz fest daran glaubt! Ausdrucksstarke Frucht, aber nicht aufdringlich; frische Säure und ein mineralischer Punch, wie man ihn bei Rosés ganz selten findet. Große Eleganz meets südliche Sinnesfreuden. Rosé für Leute mit besonderem Geschmack, lecker als Apéro oder zu Scampis vom Grill.

90 Punkte

 

2009 La Tour du Bon  Bandol rot  7.April 2012

(55 % Mourvèdre, 25 % Grenache, 15 % Cinsault, 5 % Carignan)

Eine Woche nach der Füllung noch ein wenig distanziert, dennoch ein toller Wein. Sehr dunkel, fast schwarz. Herrlich beeriges Duftspiel. Blaubeere, Kirsche, Brombeere, Pflaume, ein Hauch Graphit und mediterrane Kräuter. Dicht, aber nicht fett, süß und rassig, eine angenehme Kühle ausstrahlend. Frisch und lebendig am Gaumen, mit zartem Biss im Abgang. intellektueller Weingenuss für diejenigen, die gerne ausgetretene Pfade verlassen wollen. Sicher noch ein pubertärer Jugendlicher – aber ein hoch talentierter!

92 Punkte

 

2009 La Tour du Bon „Saint Ferreol“  Bandol rot  7.April 2012

(85 % Mourvèdre, 15 % Carignan)

Ein kleiner Weinberg hinter dem Haus liefert die Mourvèdre-Trauben für diese Spezialcuvée, die nur in großen Jahren separat abgefüllt wird.

Dichtes, sattes Purpurrot mit dunkelblauen Reflexen. Nobler Duft nach Cassis, Kirsche, Lakritz und feinem Tabak. Reif und konzentriert, mit angenehmer Kühle und feinster Mineralität. Große Eleganz und Frische. Ein wahrlich großer Mourvèdre, der zeigt, was in dieser Rebsorte steckt, wenn sie auf geeigneten Böden gepflanzt wird.

93 Punkte

 

2005 La Tour du Bon „Saint Ferreol“  Bandol rot  7.April 2012

(85 % Mourvèdre, 15 % Carignan)

Ein großer Rotwein wird durch Lagerung nicht „besser“, er verändert sich, schleift Säure und Tannine ab, wird so „trinkbarer“. Natürlich ist es nur wenigen vergönnt, auf einem Weingut diese Erfahrung anhand der Top-Cuvée zu machen, ich schätze es darum umso mehr, wenn man mir die Möglichkeit gibt und danke Agnès dafür.

2005 war natürlich auch in Bandol ein richtig guter Jahrgang, so dass auf La Tour du Bon ein „San Ferreol“ angefüllt wurde.

Immer noch sehr dunkel, jetzt aber mit einem feinen braunen Rand. Im Duft jetzt weniger Fruchtnoten, dafür Trüffel, Lakritz und Tabak. Dicht und süß auf der Zunge, mit mineralischem Schwung im Abgang. Geht nach ein paar Jahren der Reife fast in Richtung Bordeaux. Ein großer Médoc hätte es sicherlich nicht leicht, wenn man ihn daneben stellt.    Passte großartig zu einem Huhn aus den Landes, das mit reichlich Knoblauch, Schalotten und Olivenöl im Ofen garte.

93 Punkte

 

 

 

 

Der Ball ist rund und ein Spiel ist auch nach 90 Minuten noch nicht zu Ende!

Die Bundesliga geht in die entscheidende Phase und am 28. Spieltag war der VfB Stuttgart beim amtierenden Deutschen Meister zu Gast.

In einem denkwürdigen, am Schluss dramatischen und spektakulären Spiel gab es ein 4:4 Unentschieden. Keine Frage, ein Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft für den BvB.

Vorher war aber das traditionelle „Borussiahäppchen“ mit den Freunden Réginald und Martin angesagt. Es ist immer ein großes Vergnügen, vor einem Fußballspiel in entspannter Atmosphäre gemeinsam zu kochen und ein paar gute Weine zu öffnen.

2011 Van Volxem Saar Riesling

Roman Niewodniczanskis Riesling ist mittlerweile ein Klassiker. Im Jahrgang 2011 hat Niewo den Stil seines Bestsellers perfektioniert. War der Saar-Riesling in den ersten Jahren eher feinherb, also mit einer deutlichen Restsüße ausgestattet, so präsentiert er sich aktuell als deutlich trocken schmeckender Wein voll reifer, herrlich aromatischer Frucht und einer kühl-mineralischen Note, die in Kombination mit der perfekt integrierten, reifen Säure ein Saarweinerlebnis der ganz besonderen Art liefert. In dieser Form sicher ein Kandidat für meinen „trockenen Riesling des Jahres für fast alle Gelegenheiten“.

Der Wein wurde drei Stunden vorher angeliefert und präsentierte sich blendend. Man muss nicht zwangsläufig einem Wein „4 Wochen Ruhe geben“ nach dem Transport, da verpasst man ja das halbe Leben!

90 Punkte

 

2002 Château Doisy- Daëne   Sauternes

Zur Gänseleber-Variation musste es ein Süßwein aus Bordeaux sein. 2002 ist zwar kein großer Sauternes-Jahrgang, das was sich aber im Glas präsentierte, war Süßweinspaß auf sehr hohem Niveau. Satte goldgelbe Farbe, in der Nase Honig, getrocknete Aprikosen, Feige, Walnuss, Zitrus und auch Gestein. Feine, intensive Süße mit einer lebendigen Säure, die für Schwung am Gaumen sorgt. Trotz der Süße ein frischer Sauternes (eigentlich ja Barsac), sehr trinkbar und ein perfekter Begleiter zur leckeren Leber.

92 Punkte

 

 

2008 Château de Cazeneuve „Le Roc des Mates“ Pic Saint Loup

André Leenhardt gehört zu den Architekten der Appellation Pic Saint Loup. Rund um Montpelliers dramatisch in die Landschaft ragenden Hausberg liegen begnadete Weinberge, auf denen hauptsächlich Syrah und Grenache gepflanzt ist.

Der 2008er „Roc des Mates“ ist kein sehr dunkler Wein, sieht fast aus wie ein Pinot Noir. Im Duft Tabak, Trüffel, reife Johannisbeeren, Unterholz, mineralisch. Feine Frucht, keine Wuchtbrumme, eher burgundisch gestrickt, wohl aber mit der Fruchtwürze des Südens ausgestattet. Bereits jetzt ein Genuss, passte sehr gut zum Karrée vom Duroc-Schwein mit Kartoffel-Spinat-Zwiebel-Stampf.

91 Punkte

 

 

1988 Domaine de Trévallon   Les Baux de Provence

Eloi Dürrbachs Domaine de Trévallon ist eine Legende aus der Provence. Vor gut 40 Jahren pflanzte er die ersten Cabernet- und Syrah-Reben, beseelt von der Idee, in dieser Region einen großen Rotwein herzustellen. Heute finden sich Trévallon-Weine in mehr als 600 französischen Restaurants.

Der 1988er Trévallon galt lange Zeit als unnahbar und verschlossen. Unsere Flasche wurde aber zeitig dekantiert, so dass sich dieser rare Wein in aller Ruhe entfalten konnte.

Sehr dunkle Farbe, dieses magische Rot mit einem ganz leichten Stich ins Braune, was viele große Weine auszeichnet. Brillanter Duft nach dunklen Waldbeeren, Trüffel, provencalischen Kräutern, Malzbonbon, Balsamico und kubanischem Tabak. Am Gaumen dicht und süß, sehr schön gereift, aber noch immer mit Potential für weitere 5-8 Jahre. Ausgewogen, konzentriert und nobel im Aufbau, mit reifen, immer noch präsenten Tanninen. Ich glaube kaum, dass es in ganz Frankreich viele Weine aus 1988 gibt, die deutlich besser sind. Glücklich sind diejenigen, die so etwas noch im Keller haben.

94 Punkte

1990 – das Jahr in dem wir Weltmeister wurden!

Einmal im  Jahr fahre ich zu meinem Freund Marc Buelinckx nach Belgien, um in ruhiger, vollkommen entspannter Atmosphäre an einem Tag über 100 Weine zu verkosten. Marc wohnt in Flandern, auf dem platten Land, dort wo es außer weiten Feldern, ein paar Bauernhöfen und der Bahnstrecke des Thalys nicht viel zu sehen gibt. Brüssel ist noch eine gute halbe Stunde auf der schnurgeraden Autobahn entfernt. Erinnert mich an Bilder von Bruegel.

Marc vertritt einige Top-Winzer, mit denen wir seit langem zusammen arbeiten. Darunter Pierre Clavel und Sébastien Vincenti (Domaine Fondrèche), die beide zugegen waren und ihre aktuellen Jahrgänge verkosten ließen.

Abends nach getanem Werk musste vor dem Essen erst einmal ein Bier her. Das ist so Sitte in diesem Haus, in dem neben dem Wein auch das belgische Volksgetränk als Kulturgut gepflegt wird.

Zum Essen schafften wir dann nur noch einen Wein, aus großer Flasche und großem Jahrgang. Der hatte es aber in sich!

 

 

1990 Clos du Mont Olivet „Cuvée du Papet“

1,5 Liter Magnum

Clos du Mont Olivet steht längst nicht so stark im Focus der Rhône-Maniacs wie z.B. Pégau, Clos Saint Jean, Rayas oder Beaucastel. Dabei wird auf dieser Domaine seit Jahrzehnten guter Wein erzeugt, der in seiner traditionellen Art die Freunde eines Old-Style-Châteauneufs beglückt.

Die „Cuvée du Papet“, eine Selektion der ältesten Reben, wurde erstmals 1989 erzeugt; ausgebaut im traditionellen Fuder, kein Barrique-Einsatz.

„Cuvée du Papet“ 1990 ist ein Hammerwein! Jetzt auf den Punkt gereift und sicher noch gut und gerne 10 Jahre vor sich. Ein sehr traditioneller Châteauneuf-du-Pape, keine moderne Fruchtbombe à la Philippe Cambié, dem begnadeten Önologen, der in den letzten Jahren so viel bewirkt hat an der südlichen Rhône.

In der Farbe ein dichtes, konzentriertes Granatrot mit einem leicht bräunlichen Rand. Im Duft eine irrwitzige Mischung: reife Waldbeeren, Trüffel, Malz, Balsamico, Kräuter der Provence, Sojasoße etc….

Dichte, konzentrierte Frucht, reif, alle Ecken und Kanten sind abgeschliffen; viel Druck am Gaumen, aber auch fein und wunderbar balanciert, immer noch mineralisch-frisch und rassig. Klingt minutenlang nach, ist keine Spur marmeladig, sondern ein Wunder an Komplexität. Wer so etwas noch im Keller hat, darf sich bei mir melden!

97 Punkte

 

 

Ein paar Tage später waren Freunde bei uns zu Hause, und mir war nach einem weiteren Châteauneuf aus dem Jahrgang 1990.

Clos Saint Jean ist eines der großen Weingüter im Ort. Seitdem Parker seit 2003 jeden Jahrgang euphorisch bewertet hat, ging bei Vincent und Pascal Maurel die Post ab. Es gab jedoch auch ein Leben vor 2003, dem Jahr, als Vater Maurel starb und die beiden Brüder Philippe Cambié als Berater hinzuzogen.

Die Weine der Prä-Cambié-Zeit waren nicht immer spektakulär, manchmal aber doch von sensationeller Qualität: Stilistisch eher alte Schule, von modernem Önologen-Zauber weit entfernt. Es gab auch nur einen Rotwein bei Clos Saint Jean, die Monster-Cuvées COMBE DES FOUS und DEUS EX MACHINA kamen erst mit Cambié als önologischem Berater.

Der gute Philippe war 1990 noch nicht aufgetaucht, der Wein wurde noch in altväterlicher Tradition erzeugt. Das aber durchaus gekonnt!

Dichte Farbe, sehr konzentriert; reifes Rot mit einem leicht braunen Rand. In der Nase Trüffel, Champignons, Malzbonbon, dunkle Sojasoße, tiefgründig und geheimnisvoll. Am Gaumen süß und reif; herrlich vielschichtige Frucht, weiche Tannine, ein Hauch Mineralität und viel Provence-Feeling im Glas; wunderbar ausgewogen und bei aller Fülle noch elegant und frisch. Ein zeitloser Wein traditioneller Machart, der beweist, wie gut große Châteauneufs reifen können.

Die Flaschen stammen direkt aus dem Keller der Maurels. Keine Chance aber für Rhône-Freaks! Vincent Maurel rückt nur für Freunde mal ein paar Flaschen raus – und mit genau solchen Freunden werde ich meine letzten Flaschen trinken!

97 Punkte

 

Giorgio der Große!

Die Prowein in Düsseldorf ist eine der bedeutendsten Weinmessen weltweit. Anfang März stellten wieder tausende Winzer aus aller Herren Länder ihre neuen Jahrgänge vor, in der Hoffnung auf gute Geschäfte. Der Zulauf war ungebrochen wie in den Jahren zuvor. Weinhändler, Gastronomen und auch Leute, die dort eigentlich nichts zu suchen hätten, drängelten sich an den Ständen, um die besten Tropfen verkosten zu können.

Das kann schon in harte Arbeit ausarten, jedenfalls dann, wenn man konzentriert verkostet, konsequent die bereit stehenden Spucknäpfe nutzt und für jeden Wein Verkostungsnotizen niederschreibt.

Die meisten Weine auf solchen Messen fallen bei mir unter die Rubrik „Arbeit“. Ein großer Moment jedoch, der nicht unter diese Rubrik fiel, war das Treffen mit Giorgio Pelissero, einem der besten Winzer des Piemonts.

Giorgio hatte sein komplettes Sortiment am Start, und ich war gespannt auf die neuen Jahrgänge, hatten mich die Vorgänger doch immer schon begeistert.

Das, was Giorgio mir dann präsentierte, war allerdings ein großer Schritt nach vorne, eine deutliche Steigerung und mit das beste, was ich in letzter Zeit aus Piemont verkostet habe.

Mit den Jahrgängen 2008, 2009 und 2010 hat er den Sprung an die Spitze geschafft und darf sich auf Augenhöhe mit den – noch – berühmteren Namen Gaja, Giacosa etc. fühlen.

 

2010 Dolcetto d´Alba „Munfrina“

Giorgios Dolcetto ist eine tiefdunkle Schönheit voll tiefgründiger, wollüstiger Frucht. Pflaume, reife Kirschen, Cassis, Gestein; ein Duft zum Niederknien. Satte, konzentrierte Frucht mit seiden Tanninen und toller Frische. Klebt lange am Gaumen, ohne jeden Anflug von Marmelade. Dank feiner Säure strahlt er vor Lebendigkeit und versprüht piemonteser Lebendfreude. Ein Dolcetto, der in einer eigenen Liga spielt und das Image vom Brot-und-Butter-Wein, das dieser Sorte immer noch anhängt, gehörig durcheinander wirbelt. Sagenhaft guter Wein, zu dem man sich in der Küche richtig viel Mühe geben sollte, vielleicht mit selbstgemachten Bandnudeln und einer Soße aus frischen Tomaten, plus einem Top-Olivenöl und fisch geriebenem Parmiggiano. Ist gar nicht so schwer!

91 Punkte

 

 

2009 Barbera d´Alba „Piani“

„Piani“ stammt von einem Weinberg mit alten Barbera-Stöcken. Das schmeckt man bei jedem Schluck! „Piani“ ist extrem dunkel, fast schwarz, haut mit einem spektakulärem Duft um, in dem man alles Mögliche zu erkennen glaubt: Schwarzkirsche, Bombeeren, Blaubeeren, Kakao, Bitterschokolade, Kaffee, Vanille und mediterrane Gewürze. Ein Hauch Holz steht ihm gut, verzahnt sich perfekt mit der rauchigen Frucht zu einem Barbera-Erlebnis der besonderen Art. Satt, dicht und konzentriert, lebendig und schwungvoll am Gaumen. Toller mineralischer Kick, der zusätzlich Leben in die Bude bringt.

Wer Barbera immer noch für den Arme-Leute-Wein der piemonteser Bauern hält, wird hier eines Besseren belehrt!

93 Punkte

 

 

 

2010 Nebbiolo d´Alba

Sie kaufen auch schon mal bei Aldi oder Lidl einen Barolo zu 9,99 €, sind dann aber enttäuscht, dass Ihre Flasche so gar nichts vom „Wein der Könige“ hat? Selber Schuld, von so etwas muss man die Finger lassen! Lieber ein paar Euro mehr ausgeben und einen Nebbiolo aus gutem Haus nehmen.

Giorgio Pelissero hat so einen Wein im Repertoire. Es ist ein Nebbiolo mit rauchiger Himbeer-Erdbeer-Frucht, dem Duft verwelkter Rosen, etwas Gummiabrieb, Trüffel und Kräutern. Klare, aromatische Frucht, mit feinem Biss, der so Nebbiolo-typisch ist. Denn eines ist gewiss: Nebbiolo-Weine sind nichts für Warmduscher, sind keine Weichspüler ohne Ecken und Kanten, sondern Querköpfe, die nach einer gewissen Zeit der Reife erst ihren Charme zeigen.

91 Punkte

 

 

2008 Barbaresco „Nubiola“

Giorgio hat drei Barbarescos im Programm, „Nubiola“ ist der Einstieg. Der aber hat es bereits ins sich! Nebbiolo läuft zu großer Form auf, protzt mit reifer, feinwürziger Frucht, Veilchen- und Himbeeraromen, ein Hauch Teer und nur ganz wenig Holz. Giorgio besitzt schließlich kein Sägewerk. Süß und würzig, mit kühlender Mineralität und reifen Gerbstoffen. Lang und intensiv. Braucht ein großes Glas, damit sich die Pracht entfalten kann. Ein Roastbeef in den Ofen, bei 80 Grad lange garen lassen, Röstkartoffeln und eine Rotwein-Schalottensoße dazu. Muss man ja nicht mit „Nubiola“ zubereiten, der „einfache“ Nabbiolo reicht da auch.

93 Punkte